Mit Tracheostoma leben - richtig absaugen

Atemnot durch Schleim: Während gesunde Kinder und Erwachsene Sekret selbstständig abhusten, ist nach einer Tracheotomie die Verbindung zu den oberen Atemwegen unterbrochen. Eine Trachealkanüle sammelt das Sekret - regelmäßiges Absaugen lässt frei atmen. Wie häufig dies passiert, reicht je nach Individuum und Schleimproduktion von einmal täglich bis zu mehrmals die Stunde. Klingt kompliziert, aber jeder pflegende Angehörige, einmal mit Absauggerät und Katheter vertraut, ist in der Lage, Absaugen auch zu Hause wirksam zu leisten.

Absauggeräte: Das leisten sie

Spezielle Absauggeräte erzeugen ein Vakuum und entfernen so das Sekret aus Kanüle, Nase oder Mund. Dabei ist der Absaugschlauch per Absaugunterbrecher mit einem - für einmalige Nutzung gedachten! - Katheter verbunden, dessen Spitze das Sekret aufnimmt. Die Saugstärke wird nach Patientenbedürfnis vorgewählt und sollte nicht zu stark sein - sonst leiden Schleimhäute und Luftwege. Das Sekret selbst verschwindet über Schlauchsystem im integrierten, geschlossenen Sekretbehälter. Regelmäßige Leerung - mit anschließender Reinigung von Behältnis und Schlauchsystem - verhindert das Eindringen von Flüssigkeiten zu Lasten der Geräte-Elektrik.

Manuell oder mit Akku: Welches Gerät ist das Beste?

Viele Tracheotomie-Betroffene sind aktiv und reisefreudig - und deshalb mit einer möglichst kleinen, leichten und tragbaren Absaugpumpe am besten bedient. Umso besser, wenn das Gerät diskret, sprich flüsterleise arbeitet. Einfach zu reinigen und zu warten, sind auch Bakterienfilter zum Auswechseln sowie Schutzsysteme gegen Überlauf Teil moderner Absaugsysteme (Link: http://www.handicap-shop.eu/medizintechnik/absauggeraete/). Eine stabile Tragetasche nimmt Vakuumpumpe und Zubehör auf. Dagegen findet man die schwereren, geräuschintensiveren Absauggeräte überwiegend im Klinikbereich. Für den mobilen Einsatz eignen sich Absauger - mit Batterie, internem Akku oder über externe 12 Volt Quelle gespeist - ausgezeichnet: Mit Hilfe eines Adapters laden sie sogar am Zigarettenanzünder des Autos nach. Was tun bei Stromausfall oder Akkuversagen? Halten Sie eine manuelle, preisgünstige Absaugpumpe für den Notfall parat - sie erzeugt das nötige Vakuum (ein wenig umständlich) durch Pumpen von Hand oder per Fußpedal. Aber wer zahlt? Absaugpumpen sind Hilfsmittel: Ihr Sanitätshandel informiert Sie gern, unter welchen Bedingungen Krankenkasse bzw. Pflegekasse die Kosten tragen.

Sicher - nur mit sterilem Katheter

Neben einem Absauggerät benötigen Sie einen - damit verbundenen - Absaugkatheter. Der flexible Einwegschlauch ist in verschiedenen Stärken verfügbar. Ein Katheter von etwa dem halben Durchmesser der Trachealkanüle hat die richtige Größe. Zu große Katheter erschweren den Luftdurchtritt und erhöhen die Verletzungsgefahr. Die Größe passt? Zwar ist komplett steriles Absaugen zu Hause weder möglich noch erforderlich, aber frisch gewaschene Hände und ein steril verpackter Katheter ein Muss - besonders der vordere Bereich, der Kontakt mit Trachealkanüle und Luftröhre hat, muss nach dem Auspacken frei von Bakterien sein. Hilfe! Kontakt mit unsterilen Bereichen! Entsorgen Sie diesen Katheter und entnehmen Sie einen neuen. Ja, bei häufigem Absaugen werden etliche Katheter verbraucht, weshalb es Sinn macht, sich einen Vorrat (für zu Hause, fürs Auto, bei Freunden oder in der Schule) anzulegen.

Locker bleiben: Warum optimales Sekret Feuchtigkeit braucht

Nach Tracheotomie steigt die Schleimproduktion, doch die Kraft sich vom Sekret zu befreien, sinkt. Mit der Zeit aber gewöhnt sich der Körper an die Trachealkanüle, so dass Sie weniger häufig absaugen müssen. Aber nicht zu oft: Zu häufiges Absaugen trocknet das Gewebe aus, was wiederum die Schleimproduktion erhöht. Als Richtschnur gilt bei Erwachsenen zweimal täglich - nach dem Aufwachen und vor dem Zubettgehen, bei Kindern nicht selten häufiger. Wann funktioniert das Absaugen am besten? Dünnflüssiges Sekret ist lockeres Sekret - ausreichend Luftfeuchtigkeit in den Atemwegen ist die beste Voraussetzung. Viel Wasser trinken, aber auch Befeuchtungssysteme mit Maske für die Trachealkanüle, Luftbefeuchter in Schlaf- und Wohnzimmer sowie Wärme-Feuchtigkeits-Austauscher (Stomafilter oder künstliche Nase) helfen, die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen. Ob Zeit zum Absaugen ist, erkennen Sie daran, dass Sekret aus der Öffnung der Trachealkanüle austritt bzw. ein rasselndes Geräusch daraus zu hören ist, weil sich das Sekret beim Atmen darin auf und ab bewegt. Pfeifen, Unruhe und unproduktiver Husten sind dagegen Alarmsignale: Zähes Sekret hat sich innen in der Kanüle festgesetzt und verengt die Luftzufuhr. Spülen Sie diese mit Kochsalzlösung - oder tauschen Sie sie gleich aus.

Alles griffbereit: Absaugen vorbereiten

Nein, Sie müssen keine Handschuhe tragen: Gründliches Waschen und Desinfizieren der Hände genügt. Legen Sie alles Nötige griffbereit: Ist der Katheter in der Packung einwandfrei, ohne scharfe oder verformte Spitzen? Ist eine kleine Spritze oder Pipette mit Kochsalzlösung zur Hand, um zähes Sekret notfalls auszudünnen (löst meistens einen Hustenreiz aus)? Denken Sie auch an die Sauerstoffzufuhr während des Absaugvorgangs - ein Reanimationsbeutel verabreicht benötigte Atemzüge, der Sauerstoffschlauch wird vor der Kanülenöffnung platziert. Akuter Infekt? Eine sterile Sekretfalle zur Entnahme von Sekretproben (Laboranalyse) liegt parat. Ja, es gibt Angenehmeres! Schaffen Sie eine ruhige Atmosphäre und informieren Sie den Betroffenen, was ihn gleich erwartet. Alles liegt bereit, Ihre Hände sind sauber? Das Trachealbändchen sitzt sicher, damit die Kanüle beim Absaugen nicht ausgehustet wird? Schalten Sie das Absauggerät ein, öffnen Sie die Katheterverpackung dort, wo der Konnektor (Verbindung) sitzt (Katheter in der Packung lassen!) und verbinden Sie, indem Sie diesen auf den Schlauch aufstecken. Tipp: Fassen Sie den Absaugschlauch mit einer Hand direkt hinter dem Absaugunterbrecher, so dass Sie dessen Öffnung einfach per Daumen öffnen und schließen können. Zwei Finger der anderen Hand greifen den Absaugkatheter sicher in der Mitte. Jetzt dürfen Sie den Katheter aus seiner Verpackung ziehen.

Tiefes Absaugen, den Sog im Griff

1 bis 3 ml sterile Kochsalzlösung (mit dem Arzt absprechen) sind vorbereitet? Spülen Sie die Kanüle an, lassen Sie den Absaugschlauch (mit der Hand am Absaugunterbrecher) los, die Hand am Katheter selbst hält weiter fest. Nach dem Einträufeln fassen Sie den Absaugunterbrecher erneut. Wie tief muss abgesaugt werden? Führen Sie den Katheter behutsam in die Trachealkanüle ein. Wichtig: Sog verhindern - durch Öffnen des Absaugunterbrechers. Sog erzeugen Sie erst, wenn die passende Tiefe erreicht ist. Manchmal genügt bloßes Absaugen des Inneren leider nicht, ein schwacher Hustenreflex erfordert tieferes Absaugen. Dringen Sie im Bereich der Luftröhre aber nur 1 cm ab Kanülende ein, um Verletzungen zu vermeiden. Verschließen Sie den Absaugunterbrecher mit dem Daumen und ziehen Sie den Katheter langsam mit leichter Drehbewegung heraus - das Sekret wird abgesaugt. Falls sich der Katheter an einer Stelle festgesaugt hat, geben Sie die Öffnung des Absaugunterbrechers frei und nehmen den Daumen weg: Jetzt lässt sich der Katheter ohne Sog entfernen. Nach dem Absaugen tauchen Sie den Schlauch kurz in einen Behälter mit Wasser und spülen ihn anschließend gründlich durch - der nun unsterile Absaugkatheter gehört entsorgt!

Alles infektionsfrei? Schleim beobachten

Wie lange sollten Sie absaugen? Bis die Luftwege frei sind, aber nie länger als 5 bis 10 Sekunden - Ihr Patient benötigt ja Sauerstoff. Gönnen Sie ihm 30 Sekunden Atempause - um dann den Rest abzusaugen. Natürlich eignet sich Ihr Absauggerät auch, um Sekret aus Mund und Nase bei Bedarf oberflächlich zu entfernen, aber Vorsicht: Nie mit diesem Katheter zurück in die Trachealkanüle - Infektionsgefahr für die Lungen! Apropos: Normaler Schleim ist klar und geruchlos, Veränderungen von Farbe, Geruch oder Beschaffenheit wie hellrot-blutiger Schleim oder gelbliche Verfärbungen dagegen Infektionshinweise.

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